Lippische Rose

 Auswanderung Lippe-USA 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.

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Lippische Landeszeitung von Samstag den 3. Januar 2008


Der etwas andere Bilderrahmen: Ernst-Günter Meierarend zeigt die 144 Jahre alte Fotografie in der aufwändig gestalteten Holzschachtel und einen Brief, die der Auswanderer Heinrich Meierarend von Amerika aus nach Sibbentrup geschickt hatte.
FOTO: BACKE


Von Stefan Backe
In der Holzschachtel zurück in die alte Heimat

LZ-SERIE „Auf der Spur der Auswanderer“: Ernst-Günter Meierarend hütet zwei besondere Schätze

Neben einem Brief von 1858 existiert von Heinrich Meierarend noch eine 144 Jahre alte Aufnahme, die ihn zusammen mit seiner Frau und den Kindern zeigt. Zwei Dokumente von unschätzbarem ideellen Wert, der auf dem Sibbentruper Bauernhof allerdings lange Zeit verkannt worden war. "Meine Großmutter hat uns immer gesagt, dass in der Abstellkammer noch alte Papiere liegen. Aber es hat keinen interessiert." Ernst-Günter Meierarend muss noch heute schmunzeln, wenn er daran denkt, in welchem Zustand er das "Familienarchiv" einst erblickte.
Viele historische Aufnahmen, Briefe und andere Dokumente lagen in besagtem Beutel wild durcheinander. Noch als junger Mann nahm sich der heutige Lemgoer der Quellen an und begann mit ersten Forschungen zur Familiengeschichte. Nach und nach spürte er weitere Namen auf und erarbeitete so auch den Stammbaum der Familie Meierarend, die unter diesem Namen seit 1600 den Hof Sibbentrup 1 bewirtschaftet.
Eine Spur jedoch verlief im Sande. Oder besser gesagt im Atlantik. Denn Brief und Aufnahme von Heinrich Meierarend waren lange Zeit das Einzige, was vom Halbbruder seines Urgroßvaters übrig geblieben war. "Man wusste nur, dass er nach Amerika ausgewandert war. Mehr Anhaltspunkte hatten wir damals nicht. Auch meine Eltern wussten nichts darüber", erzählt Ernst-Günter Meierarend.
So begnügte sich der Hobby-Genealoge zunächst mit bewundernden Blicken für die so genannte Daguerreotypie - eine auf Glas gedampfte Fotografie, die die Familie des Auswanderers verpackt in eine Holzschachtel mit Samteinschlag 1863 nach Sibbentrup geschickt hatte.
"Im Moment keine Einladung geplant"
Eine spannende Lektüre war auch der Brief, den Heinrich Meierarend am 15. Januar 1858 in Amerika für seinen Halbbruder verfasst hatte. "Er berichtet darin detailliert über die Entwicklung seiner Farm in Wisconsin und den Schuldenstand", erklärt Ernst-Günter Meierarend. Seine lippischen Wurzeln hatte der Auswanderer offenbar noch nicht vergessen. "In unserem Haushalt leben wir einfach. Für Luxus-Artikel in keiner Hinsicht, gebe ich das Geld nicht aus", heißt es unter anderem. Der Sparfuchs kam auch am Ende des Briefes durch: "Da jetzt mein Stoff zu schreiben für das Nothwendige alle ist, so möchte ich den noch vorhandenen leeren Raum für ein schönes Lied benützen." Schriebs, und füllte den noch freien Platz auf der Seite mit einigen schmückenden Versen.
Ein Glückstreffer im Internet brachte 1999 schlagartig Licht ins Dunkel. Auf der Seite einer "Miller-Family" in Amerika war ein Henry Meierarend mit seiner Frau und neun Kindern aufgeführt - der "verlorene" Sibbentruper war wieder aus der Geschichte aufgetaucht. Es dauerte allerdings bis 2006, ehe Ernst-Günter Meierarend den amerikanischen Spuren per Suche in US-Telefonbüchern und per Briefen intensiver folgte. Heute steht der pensionierte Lehrer in lockerem Schriftwechsel mit Übersee und hat zwei Linien seiner weit entfernten Verwandtschaft bis in die Gegenwart rekonstruiert. "Es ist im Moment keine Einladung geplant. Aber wenn man mal nach Amerika kommen sollte, würde ich dort selbstverständlich auch mal vorbeischauen", sagt der Hobby-Forscher.
Mit dem heutigen Teil endet die fünfteilige Nordlippe-Serie "Auf der Spur der Auswanderer".

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